Wir freuen
uns sehr, ab sofort als Content-Partner für hwzdigital.ch
regelmässig Gastbeiträge zur Verfügung zu stellen. hwzdigital wird vom Center for Digital Business der Hochschule für
Wirtschaft Zürich publiziert und bearbeitet vorwiegend betriebswirtschaftliche
Themenbereiche, die wir mit unseren Digital-Society-Themen ergänzen werden. Auf
gute Zusammenarbeit – und viel Vergnügen beim Lesen!
Wir sagen Ihnen, was in der digitalen Gesellschaft wichtig ist. Nicht mehr und nicht weniger.
Freitag, 30. Oktober 2015
Back to the Future - in die Vergangenheit
Back to theFuture, die Film-Trilogie aus den 80er-Jahren mit Michael J. Fox und
Christopher Lloyd, hat sich nicht nur zu einem Kultfilm für
Science-Fiction-Enthusiasten entwickelt, sondern scheint mit zunehmendem Alter
ein immer breiteres Publikum anzusprechen. Obwohl die Filmemacher in den 80er-Jahren eine
ganz andere Zukunft voraussagten, als jene, in der wir jetzt leben.
Die
Zukunft, wie sie Marty McFly und Doc Brown erlebt haben, ist am 21. Oktober Vergangenheit
geworden. Fliegende Autos, die mit Abfall als Treibstoff betrieben werden?
Schuhe, die sich selber schnüren? Hover-Boards statt Skateboards? E zeigt sich,
dass auch kreative Filmemacher die grösste Mühe haben, die Zukunft
vorherzusagen. Zwar hat der zweite Film der Back-to-the-Future-Trilogie einige
Entwicklungen des Jahres 2015 korrekt vorhergesagt. Zum Beispiel den Einsatz biometrischer
Sicherheitstechnologien oder von Drohnen (auch wenn diese noch nicht den Hund
ausführen, wie im Film). Auch der Einsatz von Virtual-Reality-Brillen zeigt der
Film. Und natürlich Fax-Geräte (!) - die
wir aber schon in den 80er-Jahren hatten und die heute in der privaten Kommunikation
eher nicht mehr verwendet werden. Aber Marty McFlys Boss musste faxen – E-Mail
gab es in dieser Zukunft nicht.
Die grösste
Lücke in der von den Filmemachern vorhergesagten Zukunft bildet tatsächlich das
dort fehlende Internet mit all seiner Folgetechnologie. Der zweite Teil der
Film-Trilogie Back to the Future wurde im gleichen Jahr veröffentlicht, in dem Tim Berners-Lee, der als Erfinder des
Internets gilt, ein 20-seitiges Konzept zur Funktionsweise des Internets vorlegte.
Das war 1989, das Jahr das heute als Erfindungsjahr des Internets gilt. Heute
können wir uns ein Leben ohne Hover-Boards sehr wohl vorstellen, ohne Internet würde es schwierig.
Aber auch das
Internet wird von vielen Usern gerne als eine Art Zeitmaschine benutzt- genau
wie der stählerne DeLorean im Film. Man sucht alte Freunde, Schulkameraden,
geht virtuell zurück an Orte, die man früher einmal besucht hat, oder man sucht
ganz einfach die alte Version einer Website.
Wie Peter
Glaser schon vor einer Weile auf futurezone.at festhielt:
“Für viele sind bereits die zahllosen alten Amateuraufnahmen aus dem Alltag vergangener Jahrzehnte, die sich auf den großen Videoportalen sammeln, filmische Zeitmaschinen. Bei Google werden seit acht Jahren historische Aufnahmen aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und in Google Earth integriert. Dort kann man sich nun per Schieberegler in die Vergangenheit bewegen, um zu sehen, wie es früher an einem Ort ausgesehen hat – seien es schrumpfende Eisflächen in der Antarktis oder die Bauarbeiten am Olympiastadion in Peking. Bei MSN gibt es zur Schlacht um England im 2. Weltkrieg einen "Interactive Guide”, in dem man sich, ebenfalls über Schieberegler, durch diverse Zeitverläufe bewegen kann.[…] Dass der scheinbar gewaltige neue Erinnerungsraum auch ziemlich trostlos erscheinen kann, weiß jeder, der in den visuellem Straßenfluchten von Google Street View einen bestimmten Ort schon mehrmals besucht hat. Schlimmer noch als in dem Film "Und täglich grüßt das Murmeltier", in dem jemand in immer dem selben Tag gefangen bleibt, sieht man sich in Street View in immer dem selben Moment gefangen, in dem die Aufnahme der Umgebung gemacht wurde. Nur alle paar Monate gibt es eine Aktualisierung, tickt die Uhr eine Sekunde weiter.“
Zukunftstechnologie
als Tor zur Vergangenheit? Für viele User scheint dies ein wichtiger Aspekt des
digitalen Zeitalters zu sein. Kein Wunder, sieht doch die Vergangenheit oft
besser aus als die Gegenwart - vor allem wenn man versucht, sie aus der Zukunft zu betrachten.
Dienstag, 27. Oktober 2015
Medienqualität: Macht die Digitalisierung dumm?
Noch nie
in der Geschichte der Menschheit war der Zugriff auf Informationen so einfach
wie heute. Die Digitalisierung ermöglicht den Abruf von Wissen in
Sekundenschnelle, dem Umfang sind kaum
Grenzen gesetzt. Trotzdem ist der Wissensstand breiter Bevölkerungsschichten ernüchternd. Wir schwimmen in der Informationsflut und fischen am liebsten nur heraus,
was uns passt. In der Schweiz zum Beispiel, nutzen junge Erwachsene im Alter
zwischen 16 und 29 Jahren immer weniger Informationsmedien, die echte News servieren.
Der
Informationsjournalismus hat ein Nachwuchsproblem – und zwar nicht bei den
Journalisten, sondern beim Zielpublikum. Zu diesem Befund kommt das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft an der Universität Zürich in seiner sechsten
Ausgabe des Jahrbuchs Qualität der Medien. So nahm zwischen 2009 und 2015 der
Anteil jener jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren deutlich ab,
die sich regelmässig über professionelle Informationsangebote von Presse, Radio
oder Fernsehen informieren. Im Jahr 2015 geben beispielsweise bereits 56
Prozent der befragten jungen Erwachsenen an, nie eine Abonnementszeitung zu
nutzen. 2009 lag der Wert noch bei 35 Prozent. Bemerkenswert ist, dass dieser
Nutzungsrückgang traditioneller Informationsangebote nicht durch die Nutzung
professioneller Online-Newsangebote kompensiert wird. Stattdessen informieren
sich Junge zunehmend nur noch über alternative Kanäle, allen voran über Social
Media, oder sie gehen als Informationsnutzer ganz verloren, weil sie primär
Unterhaltungsangebote konsumieren. Wer Facebook und Twitter kennt, weiss, dass Social
Media vor allem News servieren, die von minderer Qualität sind. Oft handelt es
sich dabei um unterhaltende, emotionsgeladene oder ereignisgebundene, also
wenig einordnende Kurzmeldungen. Die Autoren des Medien-Jahrbuchs halten fest, dass die Digitalisierung die Informationsmedien auch finanziell
schwäche:
Die Qualität der Schweizer Medien variiert stark: Das neue Schlusslich bildet Blick am Abend. Quelle: fög - Jahrbuch Qualität der Medien |
“Die Digitalisierung und die Globalisierung wirken sich in mehreren Facetten auf die Schweizer Medien aus und tragen zur Strukturschwäche des Informationsjournalismus bei. Die Zahlungsbereitschaft für Online-News ist weiterhin gering, die Online-Werbeeinahmen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück und die Aversion der Nutzer gegenüber Werbung auf Onlineplattformen ist ausgeprägt. In wachsendem Ausmass entwickeln sich die Werbemärkte zudem zu einer Domäne der globalen Tech-Giganten Google und Facebook, die neuerdings auch ins publizistische Geschäft vorstossen, um den digitalen Fingerabdruck ihrer Nutzer zu vervollständigen und so für die Werbewirtschaft noch attraktiver zu werden. Folglich vergrössern sich die Finanzierungsschwierigkeiten des Informationsjournalismus weiter.“
Die
Strukturschwäche im Informationsjournalismus wirke sich messbar negativ auf die
Medieninhalte aus, sagen die Forscher. Bei den meisten
der untersuchten Medientitel zeige sich seit 2010 eine insgesamt sinkende Qualität. Unter
dem finanziellen, personellen und zeitlichen Ressourcenmangel im
Informationsjournalismus leide die Einordnungsleistung am stärksten. Dadurch
würden die Bürgerinnen und Bürger bei der Interpretation komplexer politischer,
sozialer und ökonomischer Zusammenhänge immer häufiger allein gelassen.
Selbstverständlich
gibt es zahlreiche Kritiker, die sich der Meinung der Medienforscher nicht
anschliessen. Darunter sind, wen wundert’s, vor allem Journalisten. So auch der
Blogger und Journalist Reda El Arbi, der den Jahrbuchautoren vorwirft, den Medienkosumenten
vorzuschreiben, was sie zu konsumieren hätten. Es sei einfach, den Leser dafür zu
beschimpfen, dass er die Geschichten, die man schreibe, nicht lesen wolle:
“Die Imhof-Jünger haben sogar ein Mittel gegen diese Infamität des Lesers: Sie nennen es «Medienkompetenz» und wollen den Kids beibringen, was «guter» Journalismus ist. Kurz: Sie wollen junge Menschen bereits in den Schulen dazu prägen, gefälligst das Produkt zu kaufen, das man für sie vorgesehen hat. Das ist paternalistisch und arrogant…“
Vielleicht
ist es das tatsächlich. Die Liste der meistbesuchten Websites der Schweiz zeigt
allerdings deutlich, worauf die Medienkritiker herauswollen. Dass 20 Minuten
und Blick an der Spitze der Medienwebsites stehen (abgeschlagen hinter
Facebook, Google und Youtube) hat wohl mehr mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner im
Journalismus zu tun, als mit Arroganz und Paternalismus.
Sonntag, 25. Oktober 2015
Social Media: Totgesagte leben länger!
Sie haben
es sicher auch schon gelesen: Mit Twitter läuft’s nicht so
recht, sogar Stellen werden gestrichen. Facebook ist auch nicht mehr, was es
einmal war; Jugendliche finden die Plattform nicht mehr spannend, seitdem sich auch
ihre Eltern dort tummeln. Obwohl diese Trends nicht falsch sind, sieht die Social-Media-Wirklichkeit aber immer noch
extrem positiv aus. Digitale Kommunikationsplattformen sind quicklebendig,
und fressen jedes Jahr mehr User-Zeit.
Wir verbringen immer mehr Zeit mit Social Media. Quelle GlobalWebIndex |
Wer
negative Schlagzeilen über Social Media sucht, findet diese auch: “Überalterung:
Junge flüchten aus Facebook“ ist eine solche Story, die immer wieder mal in den
Medien auftaucht und sicher nicht nur einen wahren Kern, sondern auch eine positive Seite hat. Denn, wie zum Beispiel auf diepresse.com erklärt wird:
“Während die Jungen aus Facebook fliehen, ist die Zahl der über 55-Jährigen in den vergangenen drei Jahren um über 80 Prozent angestiegen. Mittlerweile tummeln sich drei Mal so viele ältere Semester als Teenager im Netzwerk. In Grossbritannien ist Facebook […] bei den Jüngeren bereits komplett abgemeldet. Spätestens wenn die erste Freundschaftsanfrage der Mutter kommt, ist es für viele Teens an der Zeit, das Kapitel Facebook wieder zu schliessen…“
Auch
Twitter hat nach dem Hype des Börsengangs mit negativer Berichterstattung (hier
auf welt.de) zu kämpfen:
“Der Kurznachrichtendienst Twitter steckt in der Krise: Das enttäuschende Wachstum an Nutzern drückt den Aktienkurs. Jetzt steuert der neue Chef Jack Dorsey gegen. […]Twitter-Mitgründer Jack Dorsey setzt nach wenigen Tagen als ständiger Konzernchef einen massiven Stellenabbau in Gang. Wegfallen sollen rund acht Prozent der Belegschaft, das wären maximal 336 Jobs…“
Doch diese
negativen Schlagzeilen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Phänomen
der Social Media immer noch quicklebendig ist und weiter zulegt. Das zeigen auch
die neusten Zahlen von GlobalWebIndex. Die Erhebung unter 170‘000 Nutzern hat herausgefunden, dass durchschnittliche User fast ein Drittel ihrer gesamten
Internetzeit auf Social Media verbringen. Das sind jeden Tag fast 1,8
Stunden. Vor allem junge Nutzer lieben ihre Netzwerke: 16- bis 24-Jährige investieren
2,7 Stunden täglich in Social Media, die
25- bis 34-Jährigen knapp 2,2 Stunden. Die Plattformen werden zu Zeitfressern
(siehe Grafik); andere Online-Aktivitäten wie etwa Online Videos oder News
liegen weit hinter den Social Networks zurück, was den täglichen Zeitaufwand
der User betrifft.
Die enorme
Popularität sozialer Networks zeigt sich auch in deren Nutzerzahlen. So gibt es
rund 2,1 Milliarden aktive Social-Media-Nutzer, davon allein 1,3 Milliarden
mobile Facebook Nutzer. Mehr als 70 Prozent aller Erwachsenen sollen
Facebook-Nutzer sein. Ebenfalls beeindruckend: 60 Millionen neue Fotos werden
jeden Tag auf Instagram geladen. Bei YouTube sind es pro Minute mehr als 300
Stunden (!) neues Videomaterial.
Mittwoch, 21. Oktober 2015
Helvetische Digitalisierung: Google statt Migros, Toblerone, Victorinox
Die
Digitalisierung spielt in der Schweiz auch im internationalen Vergleich eine sehr
bedeutende Rolle – sowohl auf privater als auch auf geschäftlicher Ebene. Zwei Beispiele
dafür: Google, ein Unternehmen aus dem amerikanischen Silicon Valley, ist neu
die stärkste Marke der Schweiz und lässt namhafte und bodenständig helvetische
Firmen wie Migros, Toblerone oder Victorinox hinter sich - und altmodisch
aussehen. Das zweite Beispiel: Fast die Hälfte aller Schweizer surft mit einem
Tablet im Netz. Damit belegt das Land weltweit den Spitzenplatz.
Quelle: Media Use Index 2015, Y&R Group 2015. Anklicken zum Vergrössern. |
Herkunft
und Verankerung spielen zwar für die Stärke einer Marke in der Schweiz eine
wichtige Rolle. Geschäftserfolg und digitale Mediendurchdringung scheinen aber heutzutage
noch wichtiger zu sein. Deshalb ist Google, ein kalifornisches Unternehmen, das
erst 17 Jahre alt ist, jetzt die stärkste Marke in der Schweiz und verdrängt
die Spitzenreiterin 2013, die Migros, auf den zweiten Platz. An dritter Stelle
folgt die Rega, welche 2013 den 4. Rang belegte.
Digitales
Gewicht zählt nicht nur im Bereich der Schweizer Wirtschaft. Auch im privaten
Verhalten hat sich in den letzten Jahren so einiges geändert. Smartphones und
Tablets erschienen vor einigen Jahren sozusagen aus dem Nichts im digitalen Panoptikum
– und dominieren seither unser Kommunikationsverhalten. Das unterstreicht
aktuell eine Studie der Y&R Group Switzerland:
Die
mobile Internetnutzung nimmt in der Schweiz weiter zu. 85 Prozent der Befragten
nutzen ihr Smartphone oder Tablet, um mobil zu surfen. Inzwischen sind mehr als
die Hälfte der Digital Natives öfter via Smartphone im Internet als per
Computer. Auf hohem Niveau stabil ist die Internetnutzung per Computer, während
die TV-Nutzung leicht rückläufig ist. Dies ist wahrscheinlich auf die stärkere
Nutzung von Streaming und Video on Demand zurückzuführen sein. Radio und Gratiszeitungen
werden von zwei Drittel der Schweizer konsumiert, während bezahlte Tagesnews von
nur 50 Prozent der Befragten gelesen werden.
Die Schweizer
lassen sich natürlich nicht lumpen, wenn es um technische Neuheiten geht. 82
Prozent der Bevölkerung verfügen über ein eigenes Smartphone. Bei den Digital
Natives sind es sogar 91 Prozent, während ältere User mit 70 Prozent weiter
aufholen. Über alle Generationen hinweg hat der Besitz von Tablets um 11
Prozent zugenommen und liegt neu bei 50 Prozent. Kein Wunder: Mobiles Surfen
liegt voll im Trend: Im Segment der 14- bis 29jährigen surfen 95 Prozent mobil.
Am stärksten ist das Wachstum der mobilen Internetnutzung bei den älteren
Semestern. 71 Prozent der über 55-Jährigen surfen mittlerweile mit einem mobilen
Endgerät im Netz. Das entspricht einem Anstieg von 10 Prozent gegenüber dem
Vorjahr.
Montag, 19. Oktober 2015
Diese Werbung müssen Sie sich ansehen!
Ob die Strategie wohl aufgehen wird? Das grösste Boulevard-Blatt Deutschlands will die Leser seines Internetangebots zwingen, die mitgelieferte Werbung anzusehen. Wer einen Werbeblocker eingeschaltet hat, wird gesperrt. Damit blockiert der Axel Springer Verlag ungefähr 25 Prozent seiner digitalen Leser. Ob das eine erfolgsversprechende Strategie ist?
Es ist wohl unbestritten; Am erfolgreichsten ist jene Werbung, die vom Konsumenten sozusagen nebenbei, vielleicht sogar unbewusst aufgenommen wird. TV-Unterbrecherwerbung zum Beispiel ist so ziemlich genau das Gegenteil: Immer wenn es spannend wird, werden Werbespots serviert, die gar nichts mit den Inhalten zu tun haben, die sich der Zuschauer eigentlich anschauen will. Das ist bestimmt einer der Gründe dafür, dass Fernsehen gesamthaft immer mehr Zuschauer verliert. Ähnliches gilt im Internet: Wer keine Werbung sehen will, kann einen Adblocker installieren und spart dadurch Zeit, Bandbreite und Nerven. Diese Leser gehören definitiv nicht zum Zielpublikum der Werbebranche. Beim grossen Deutschen Axel-Springer-Verlag scheint man das allerdings nicht begriffen zu haben. Das wunderbare Geschäftsmodell der letzten 50 Jahre ist zusammengebrochen, Werbung kann digital blockiert werden und Zeitungen kann man auf dem PC lesen, ohne dass man sie kauft. Deshalb will man jetzt bei bild.de die Leser zwingen, sich die Internetwerbung anzusehen – auch wenn sie nicht daran interessiert sind. Wer also bild.de mit einem Adblocker aufruft, sieht die folgende Nachricht:
Die Macher von bild.de möchten ihre Leser dazu zwingen, Werbung anzusehen. Screenshot bild.de |
“Sie sehen diese Seite, weil Sie einen Adblocker eingeschaltet haben. Deaktivieren Sie diesen bitte für BILD.de, um unsere Artikel wieder lesen zu können. BILD bietet Ihnen Nachrichten rund um die Uhr. Unsere 500 Reporter berichten für Sie aus aller Welt. Um das zu ermöglichen, sind wir auch auf Werbeeinnahmen angewiesen. Ihr Adblocker sperrt die Werbung auf BILD.de. Doch ohne Erlöse aus dem Verkauf von Werbeplätzen können wir die Arbeit unserer Journalisten nicht finanzieren.“Wie golem.de berichtet, ist diese drastische Massnahme auf einen verlorenen Prozess zurückzuführen:
“ Damit zieht der Verlag eine drastische Konsequenz aus der juristischen Niederlage, die er im September 2015 vor dem Landgericht Köln gegen den Werbeblocker Adblock Plus erlitten hatte. Nach Verfahren in München und Hamburg hatten auch die Kölner Richter festgestellt, dass der Adblocker und das damit verbundene Geschäftsmodell der Kölner Eyeo GmbH legal sei. Axel Springer hält sowohl das Unterdrücken von Werbung als auch das Angebot des Whitelisting, bei dem sich große Verlage von der Werbeblockade freikaufen können, für rechtswidrig…“Bei Bild verspricht man sich von dieser Strategie offensichtlich mehr Einnahmen. Allerdings geht der Trend im Internet genau in die gegenteilige Richtung. Auf Youtube und auch anderen Websites machen es Videowerber den Zuschauern zum Beispiel möglich, Werbespots, die sie nicht ansehen wollen, zu überspringen. Wohl weil das Berieseln uninteressierter Kunden zum Vornherein fruchtlos ist. Es wird interessant sein, zu beobachten, wie lange Axel Springer die Blockade seiner bild.de-Site aufrecht erhalten kann.
Freitag, 2. Oktober 2015
Autopilot für Lastwagen: Das Ende der Elefantenrennen?
Auf einer deutschen Autobahn in der Nähe
des Flughafens Stuttgart lässt Daimler Trucks heute den weltweit ersten
automatisiert fahrenden Serien-Lastwagen über die Autobahn rollen. Beim Lkw
handelt es sich um einen Mercedes-Benz Actros mit Highway Pilot-System. Die
heutige Fahrt ist selbstverständlich nur der Anfang. Materialtransporte werden
im digitalen Zeitalter immer öfter automatisch gelenkt werden und autonom
fahren.
Weniger Unfälle - weil der Lkw-Fahrer die Hände nicht am Steuer hat. Bild Daimler |
Wenn Sie morgen auf der Autobahn unterwegs
sind, müssen Sie sich noch nicht fragen, ob der Lastwagen vor oder hinter Ihnen automatisch
gelenkt wird oder nicht – aber es wird nicht lange dauern, bis diese Frage durchaus berechtigt sein wird. Die Kombination bewährter und bestehender Assistenz- und
Sicherheitssysteme und Sensoren der neuen Generation, ermöglicht dem Daimler
Lastwagen mit Highway Pilot-System schon heute den gesamten Bereich vor dem Fahrzeug
ständig zu beobachten und in bestimmten Situationen selbst das Steuer zu
übernehmen. Sobald sich der Lkw in den fließenden Verkehr auf der rechten
Fahrspur der Autobahn eingeordnet hat, heißt es “Highway Pilot On“ und das
System bietet an, den Fahrbetrieb zu übernehmen. Der Fahrer kann durch
Knopfdruck bestätigen. Akkurat hält der Actros die Fahrspur und den optimalen
Abstand auf das Fahrzeug vor ihm. Wird der Abstand zu gering oder schert ein
Fahrzeug vor ihm auf die Fahrbahn ein, bremst der Lkw ab. Nähert sich der
Lastwagen einem Hindernis, zum Beispiel einer Baustelle, fordert das System den
Fahrer zur Übernahme des Fahrzeugs auf. Liegt die Baustelle hinter dem Lkw,
kann der Highway Pilot abermals die Führung des Fahrzeugs übernehmen. Daimler
beschreibt die Funktion des autonomen Lastwagens wie folgt:
“Der Mercedes-Benz Actros ist ausgestattet mit dem 12,8 l Motor, OM 471 und allen bewährten Assistenz- und Sicherheitssystemen, wie Mercedes PowerShift 3, Predictive Powertrain Control (PPC), Active Brake Assist 3, Abstandhalte-Assistent, Aufmerksamkeits-Assistent und ein Fleetboard Fahrzeugrechner. Diese Systeme sind verknüpft mit den Sensoren des Highway Pilot – Radar und Stereokamera. Die gesamte Technik des Actros mit Highway Pilot befindet sich also im Fahrzeug, der Lkw benötigt für seine automatisierte Fahrfunktion kein Internet. Das System ist ideal für die Autobahn: Es hält den korrekten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und bremst rechtzeitig, wenn ein anderes Fahrzeug vor ihm auf die Fahrbahn einschert. Der Highway Pilot ersetzt den Fahrer nicht, sondern unterstützt und entlastet ihn, indem er ihm monotone Fahrstrecken abnimmt und das nervenraubende Stop-and-go-Fahren im Stau übernimmt. Der Fahrer hat im autonomen Fahrbetrieb jederzeit die Kontrolle über den Lkw und kann in kniffligen Situationen wieder selbst die Führung des Fahrzeugs übernehmen. Die Redundanz in der Sensorik und ausfallsichere Komponenten wie Lenkung und Bremsen garantieren einen extrem hohen Sicherheitsstandard. Sind die Mindestvoraussetzungen für das System aufgrund schlechten Wetters oder fehlender Fahrbahnmarkierung nicht gegeben, fordert der Highway Pilot den Fahrer durch akustische und optische Signale zur manuellen Übernahme auf. Der Fahrer hat für die Übernahme der Fahraufgabe ausreichend Zeit. Erfolgt keine Reaktion des Fahrers bringt sich der Lkw selbständig und sicher zum Stillstand.“
Etwa zwei Drittel aller Unfälle im
Straßenverkehr sind Auffahrunfälle und Unfälle durch unbeabsichtigtes Abkommen
von der Fahrspur. Häufig sind Müdigkeit, Ablenkung und Fahrfehler die Ursachen.
Darin sei der Highway Pilot jedem Menschen überlegen, schreibt Daimler.
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